Bastard Operator from Hell
SIMON GAVAGLIA
Gefunden auf einem neuseeländischen FTP-Server zu einer Zeit, als die meisten von euch noch nicht mal wußten, daß man Komputer mit K schreibt.
Frei übersetzt von Florian Schiel
Heute ist Backup-Tag. Mein Lieblingtag!
Andererseits hat es natürlich gewisse Vorteile, der Operator zu
sein. Ich linke das tape device nach /dev/null - viel ökonomischer.
Zumindest, was meine Arbeitszeit angeht, weil ich nicht alle 5
Minuten Bänder wechseln muß. Außerdem dauert das
Backup nur noch etwa 12 Minuten, also kann es nicht ganz schlecht
sein!
Ein Benutzer ruft an.
"Wissen Sie, warum das System
so langsam ist?" fragen sie.
"Wahrscheinlich liegt's an
..." Ich schaue nach, was heute dran ist " ... der
Taktfrequenz."
"Ah." Wenn sie nicht wissen, wovon
man redet, sind sie meistens zufrieden.
"Wissen Sie wann das
repariert wird?"
"Repariert? Es sind 275 Benutzer auf
deiner Maschine, einer davon bist du. Nun sei ein braver Junge und
lass mal ein paar andere ran. Log aus, Egoist!"
"Aber
... aber die Ergebnisse müssen morgen abgegeben werden. Ich
brauche nur noch eine Seite auf dem Laserdrucker .."
"Aber
klar doch! Erzähl das mal deiner Omama, Bruder!"
Ich
hänge auf. Hundertausend Höllenhunde! Man sollte meinen,
daß sie endlich lernen, NICHT mehr anzurufen!
Das Telefon
klingelt wieder. Ich weiß, daß er es ist. So was nervt
mich.
Ich veringere meine Stimmlage um 2 Oktaven.
"HALLO,
LOHNBUCHHALTUNG!"
"Ah .. oh. Tut mir leid. Ich habe die
falsche Nummer..."
"SOOO? Wie ist denn Ihr Name,
Freundchen? Wissen Sie, wieviel Geld uns solche falschen Anrufen
kosten? WISSEN SIE DAS? Ich hätte gute Lust, Ihre vergeudete
Zeit, meine vergeudete Zeit und die Kosten dieses Anrufs von Ihrem
Monatsgehalt abzuziehen! TATSACHE, DAS WERDE ICH AUCH! Wenn ich mit
Ihnen fertig bin werden SIE UNS Geld schulden! WIE IST IHR NAME - UND
KEINE LÜ;GEN! WIR HABEN ISDN!"
Ich höre wie der
Hörer 'runterfällt und sich jemand in Trab setzt - er will
sich im Sekretariat des Dekans ein Alibi besorgen. Ich tippe seinen
Benutzernamen ein und rufe im Sekretariat des zugehörigen
Dekanats an.
"Hallo?" meldet sie sich.
"Hallo,
Simon, Operator hier. Passen Sie auf! Wenn er in etwa 10 Sekunden in
Ihr Büro stürmt können Sie ihm was ausrichten?"
"Ich
denke schon..." sagt sie unsicher.
"SAGEN SIE IHM: ER
KANN RENNEN, ABER ER ENTGEHT MIR NICHT!"
"Ähm,
gut."
"Und nicht vergessen. Es wäre doch schade,
wenn jemand Ihre Datei mit den einschlägigen S+M Tips in Ihrem
Account finden würde..."
Ich höre ihre langen
Fingernägel panikartig über die Tastatur
klappern...
"Sparen Sie sich die Mühe - ich hab' bereits
'ne Kopie. Nun seien Sie ein gutes Mädchen und richten Sie's ihm
aus!"
Sie verspricht es heulend.
Das Schlimme an der Sache
ist: die S+M Sache war nur geraten. Trotzdem hole ich mir rasch eine
Kopie davon. Könnte mal ganz gut sein, wenn ich nicht
einschlafen kann...
Inzwischen ist das Backup in neuer Rekordzeit
zu Ende gelaufen. 11 Minuten und 10 Sekunden. Es lebe die moderne
Rechnertechnik! Schon wieder klingelt das Telefon.
"Ich
brauche mehr Speicherplatz", sagt er.
"Warum ziehen Sie
nicht in den Osten?"
"Quatsch, in meinem Account, Sie
Idiot."
Idiot? Oh-oh...
"Es tut mir so leid"
sage ich wie Mutter Beimer in der Lindenstraße "aber ich
hab' das nicht ganz mitgekriegt. Was sagten sie doch gleich?"
Ich
kann die aufkommende Angst durch die Leitung riechen. Aber es ist zu
spät: er ist erledigt und er weiß es.
"Ähm,
ich sagte, hätte gerne etwas mehr Speicherplatz in meinem
Account bitte."
"Aber klar. Augenblick mal."
Ich
höre ihn erleichtert aufatmen obwohl er die Sprechmuschel mit
der Hand abdeckt.
"Erledigt. Sie haben massig Platz
jetzt."
"Wieviel?"
Das geht mir nun wirklich auf
den Keks! Nicht nur daß sie dauernd Speicherplatz von mir
fordern sie wollen mich auch noch kontrollieren und protestieren wenn
ich ihnen nicht genug gebe. Sie sollten glücklich sein mit dem
was von mir gibt und basta!
Wieder mit Mutter Beimer: "Also,
schaun' wir mal. Sie haben 60 MB frei."
"Klasse! 120 MB
zusammen. Vielen Dank!" sagte er begeistert von seiner
Verhandlungstechnik.
"Moment!" unterbreche ich. Das muß
man genießen wie einen Südaustralischen bei
Raumtemperatur.
"60 MB insgesamt."
"Was? Ich
habe doch schon 60 MB belegt. Wie kann ich dann noch 60 MB frei
haben?"
Ich sage nichts. Ist auch nicht nötig. Er wird
schon noch drauf
kommen.
"Aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaarrrrrrrrrrrrggggghhhhhh!"
Ich
mag mich, wenn ich eklig bin. Ehrlich!
Ich spiele gerade DOOM an
der Masterconsole als irgend so ein gedankenloser Bastard anruft. Ich
hebe ab.
"Hallo?" sage ich.
"Wer ist da?"
sagen sie.
"Ich denke, ich bin's" sage ich. Wozu habe
ich den Kurs 'Erfolgreiches Verhandeln am Telefon' absolviert?
"Wer
ich?"
"Wird das ein Österreicherwitz?" sage
ich, während ich mit allen verfügbaren Fingern auf den
Feind ballere.
ZU SPÄT. YOU GOT KILLED. GAME OVER.
Meine
Laune sinkt von minus zweihundert auf den absoluten Nullpunkt.
"Was
kann ich für Sie tun?" Stimme so weich wie Kaschmirwolle
(ein untrügliches Warnzeichen!)
"Ähm, Ich hätte
gerne gewußt, ob wir ein bestimmtes Software-Paket
haben..."
"Was für eine Software ist das?"
"Ähm,
sie heißt B-A-S-I-C."
> klickerdiklackerdiklick r-m
b-a-s-i-c.e-x-e <
"Hm, tut mir leid, haben wir nicht. Wir
hatten das mal..."
"Oh. Na gut, die andere Sache,
weswegen ich anrufe: könnte man alle Daten in meinem Account auf
Band kopieren. Dann hätte ich eine Sicherheitskopie zu Hause im
Falle eines Falles..."
"Im Falle eines Falles?"
"Ja,
falls sie zum Beispiel aus Versehen gelöscht werden oder so
..."
"GELÖSCHT! Ah, machen Sie sich da mal keine
Sorgen. Wir machen doch Backups."
(Ich bin so ein Schwein!)
"Wie ist Ihr Username?"
Er gibt mir seinen Usernamen.
Nicht sehr helle!
> klickediklackediklick <<br> "Aber
Sie haben doch gar keine Daten in Ihrem Account!" sage ich,
baffes Erstaunen in der wohlmodulierten Stimme.
"Natürlich
habe ich Daten. Sie schauen sicher an der falschen Stelle!"
>
klickediklackediklick <<br> "Ah, stimmt. Ich war
falsch" sage ich.
Hat er nicht gerade 'Typisch' in seinen
Bart gemurmelt? Mein lieber Freund...
"Ich Wollte sagen: DER
USERNAME EXISTIERT GAR NICHT."
"Was?" Wimmern in
der Leitung. "Aber da muß einer sein. Ich habe doch erst
heute morgen darin gearbeitet!"
"Aha! Da liegt das
Problem. Sehen Sie, da war ein Virus im System heute morgen. Der ...
äh .. Leonardo da Vinci Virus. Löscht alle User die gerade
eingeloggt sind, wenn er losbricht."
"Das kann nicht
sein. Meine Freundin war auch eingeloggt, und jetzt bin ich gerade in
ihrem Account!"
"Und welcher ist das?"
ER SAGT
ES MIR. MANCHE LEUTE LERNEN'S NIE.
"Ah, ja. Den Account
konnten wir gerade noch retten."
> klickediklackediklick
<<br> "Sie hat nur alle Daten
verloren."
"Aber..."
"Keine Sorge. Wir
haben doch alles auf Backup."
"Oh, Gott sei
Dank!!!"
"Auf Lochstreifen-Backup! Haben Sie einen Leser
dafür? Wir nicht! Viel Spaß!!!"
Ich bin so ein
Hund!
Mein Job ist so eine Hetze, daß ich kaum dazu komme,
kurz mal ins Kino zu fahren, bevor die Leute ihre Ausdrucke abholen
kommen. Die Queue ist sowieso viel zu voll, als daß ich alles
rechtzeitig ausgedrucken (und sortieren) könnte. Also kille ich
alle die kleineren Jobs bis auf zwei und die lassen sich im Nu
sortieren.
Nach dem Film (einer von diesen Endlos-Bertoluccis, wo
der Held nach drei Stunden endlich in grandiosen Visionen zugrunde
geht) komme ich zurück um die Ausdrucke auszugeben. Etwa fünfzig
Leute warten draußen und ich habe zwei Ausdrucke. Stimmt
ziemlich gut mit meinem Durchschnitt überein. Andererseits hätte
ich mehr killen sollen. Egal, ich lasse die beiden Ausdrucke elegant
auf den Tisch gleiten drehe mich um und gehe betont langsam zurück
in meinen Glaskasten. Dabei halte ich deutlich sichtbar das Clipboard
in der Hand, das mit den großen roten Buchstaben
'ACCOUNTS
TO REMOVE' auf der Rückseite. Keiner sagt ein W ort. Wie
immer.
Ich sitze wieder gemütlich im Operator-Sessel und
beobachte den Überwachungs-Monitor, der zufällig mit dem
Videoplayer aus der medizinischen Optik verbunden ist (zur Reparatur
hier; geschätzter Termin der Rücklieferung irgendwann in
2001). Plötzlich klingelte das Telefon. Das muß heute
schon das zweite Mal sein und es beginnt mir auf die Nerven zu
gehen.
"Ja?" sage ich und halte das Bild an.
"Ich
hab' aus Versehen meinen Lebenslauf gelöscht" sagt die
Stimme am anderen Ende.
"Tatsächlich? Wie war Ihr
Username?"
Er sagt es mir. Sch.... wie langweilig.
"Ah,
nein. Nicht Sie haben ihn gelöscht - ich war's."
"Was?"
"Ich
hab' ihn gelöscht! Er war voll mit Sch...! In keinem einzigen
Fach was Besseres als 'ne zwei!"
"Häh?"
"Und
der Mist mit dem Austauschstudium - das war Ihre Freundin, und wir
beide wissen das!"
"Häh??"
"Na, Ihre
Studienangaben. Ich hab's nachgeprüft. Sie haben gelogen."
"Wie
haben Sie ..." Es klickt deutlich hörbar. "Oh, nein.
SIE sind's! Der BASTARD OPERATOR FROM HELL!"
"Leibhaftig,
am Telephon und in Ihrem Account. Es wäre wirklich besser
gewesen nicht anzurufen, wissen Sie. vor allem hätten Sie Ihren
Usernamen lieber für sich behalten sollen..."
<
klickediklackediklick >
"Tja, und dann hätten Sie dem
System Manager keine so böse Mail schicken dürfen. Eine
Mail, die ausdrückt, was Sie von ihm halten - in hübschen
Bildern!"
"Ich habe keine ..."
<
klickediklackediklick klick >
"So? Haben Sie nicht? Wer
kann das noch sagen heutzutage? Keine Sorge, es bald wird alles
vorüber sein...."
< klickediklackediklick klick >
...
noch den Usernamen zurückändern ...
<
klickediklackediklick >
"B-b-b-b" blubbert er wie
eine desynchronisierte PDP-11.
"Leben Sie wohl" sage ich
überfreundlich. "Ich denke Sie sollten jetzt besser packen.
Viel Spaß beim Neubeginn."
Ich lege auf.
Zwei
Sekunden später läutet das rote Telefon. Es ist der Boss.
Er knurrt den Usernamen - von wem wohl? - und etwas über eine
schweinische Mail.
"Sie wissen, was Sie zu tun haben ..."
mit den Punkten und allem.
Später, im Abrechnungscomputer der
Städtischen Elektrizitätswerke, während ich die
nächste Rechnung des armen Schweins um ein paar Nullen
korrigiere, wundere ich mich wieder einmal über diesen
hartnäckigen und unglaublichen Mangel an Urteilsvermögen -
welche Blödheit kosmischen Ausmaßes treibt sie immer
wieder dazu, bei mir anzurufen. Noch später, als ich im FBI
Computer sein Photo von der WWW Page in die Gesuchtenliste kopiere
(die mit dem Label 'Dringend gesucht, bewaffnet und gefährlich,
sofort schießen') komme ich zu dem Schluß daß ich
es wohl niemals wissen werde - aber das Leben geht weiter.
Ein
paar Stunden später sehe ich die GSG 9 sein Apartment umstellen
und mir wird klar: für ein paar von uns wird es das nicht. Aber
morgen ist ein neuer Tag.
Es ist Donnerstag und ich bin guter
Laune. Es ist Zahltag. Ich denke, ein paar Anrufe können nicht
schaden. Also lege ich den Hörer zurück auf die Gabel. Es
läutet.
"Seit Stunden versuche ich Sie zu erreichen!"
schreit eine Stimme am anderen Ende.
"Nanana, STUNDEN
können's gar nicht gewesen sein", sage ich, während
ich 'Blade Runner' ins Cover zurückstecke und mir die Rückseite
anschaue.
"Allenfalls 114 Minuten. Ich hatte einen langen
Chat mit dem großen Boss. Versuchte bessere Technik für
unsere Benutzer herauszuschlagen."
Eins, zwei, drei ...
"Oh,
tut mir leid."
"Macht nix. Ich bin nicht
nachtragend."
Ich nehme mir vor, sein Passwort in den
nächsten Tagen etwas abzuändern, in etwas, worauf er nicht
so schnell kommen dürfte.
"Ähm, ich weiß
nicht, wie ich ein File umbennen kann" sagt er.
Oh, Gott...
Moment es ist ja Zahltag, nicht? Also bin ich guter Laune.
"Aber
klar. Tippen Sie nur 'rm' und den Filenamen."
"Vielen
Dank."
"Keine Ursache."
(Jetzt bin ich WIRKLICH
guter Laune. Vielleicht sollte ich heute das Skript fertigschreiben,
das Abspeichern zu bestimmten, zufällig gewählten Zeiten
unmöglich macht.) Das Telephon läutet
wieder.
"Hallo?"
"Hallo, ebenfalls" sage
ich.
"Ist das der Kontrollraum?
"Aber klar doch"
sage ich zuckersüß.
"Könnten Sie mir bitte
meine Ausdrucke herausbringen? Ich brauche sie dringend und der
Ausdruck müßte schon seit fünf Minuten zu Ende
sein."
"Ihr Username?" frage ich.
Er gibt ihn
mir und ich notiere ihn für später.
"Kein Problem.
Moment." sage ich und gehe 'rüber zu den Druckern. Ein
RIESEN Haufen von Ausdrucken liegt auf dem Boden. Und tatsächlich,
sein Dokument liegt ganz oben auf. Ich breite es über dem Haufen
aus und sprühe großzügig unser Spezialfleckenwasser
in die Gegend. Dann fahre ich den schweren Bandwagen ein paar Mal
darüber und klemme es zum krönenden Abschluß vier,
fünf Mal in die schwere Safetüre ein, wo wir die Backup-
Bänder aufbewahren sollten. Hübsch.
"Hier sind Ihre
Ausdrucke" sage ich "Tut mir leid, daß es solange
gedauert hat. Wir haben ein paar kleinere Probleme mit dem
Drucker."
Ein Blick und er macht sich fast in die Hose.
"Oh,
Gott! Kann ich es nochmal drucken?" fragt er besorgt.
"Aber
klar doch" sage ich. "Aber wie gesagt, unser Printer ist
nicht besonders gut drauf heute."
"Äh, kann ich es
auf dem Laser drucken - funktioniert der?"
"Natürlich,
aber das kostet eine Kleinigkeit" sage ich. Mitgefühl
verströmend.
"Egal, was es kostet! Das ist
hyper-dringend!"
Ich schleiche zurück in den Druckerraum
und suche die Tonerkassette, die wir für spezielle Fälle
aufbewaren - die mit den dicken schwarzen Streifen in der Mitte und
den blassen Rändern. Ich habe auch ziemlich
lange gebraucht,
bis sie so gut funktionierte. Der Ausdruck kommt raus und ich bringe
ihn sofort nach vorne. Bloß nichts verpassen.
"W-w-w-was
ist den jetzt passiert?" winselt mich der Geck an. Gut, daß
ich den Usernamen notiert habe - Geistige Folter ist vielleicht doch
etwas, wofür ich mich längerfristig begeistern könnte.
"Äh,
nichts. Ich meine, klar: es ist nicht perfekt. Aber der Toner hat
auch schon 47 Tausend Seiten drauf und wurde 17mal nachgefüllt.
Ich finde, es ist noch gut gegen das, was wir sonst so bekommen."
Der
Geck zahlt und beginnt zu wimmern.
"Na, kommen Sie. Kein
Grund zum Heulen. Haben Sie die Arbeit auf Disketten?"
Er
gibt mir eine kleine Plastikbox mit Disketten. Ich hüpfe schnell
rein und lege sie kurz auf den Lösch-Magneten. Ich gehe wieder
hinaus.
"Tut mir so leid, aber mir fällt gerade ein, daß
unser Lesegerät hinüber ist. Sie müssen damit zu dem
Druckerraum U am anderen Ende des Campus - kennen Sie den? - und es
dort ausdrucken. Dort sollte es klappen. Die haben gestern einen
neuen Toner bekommen."
"SUPER!"
"Gern
geschehen. Und denken Sie daran: immer die Disketten hoch über
den Kopf halten. Das Erdmagnetfeld ist heute wieder extrem
stark."
"Häh???"
"Keinen langen Reden.
Machen Sie's."
Er marschiert los, die Disketten hoch über
dem Kopf.
Manchmal hasse ich mich selbst.
Die dauernde
Langeweile bringt mich um. Also lese ich User-Email, um die Zeit
totzuschlagen. Allerdings muß ich zugeben, daß die
heutige Lieferung auch nur zum Gähnen anregt. Nicht eine
wirklich gute Nachricht darunter. Nicht mal versteckte Andeutungen
über Fummeln im Supermarkt, wie sonst. Gar nichts. Statt dessen
muß ich mir den üblichen Sch... zu Gemüte
führen:Welcher Verwandte wann welche Art von Operation über
sich ergehen lassen muß und welche es nicht überlebt
haben, wie das Wetter auf der anderen Seite des Erdballs ist, die
Sorte von Redundanzmails, die nur unsere Queues vollknallen! Um die
Sache etwas aufzulockern, hole ich eine persöhnliche
PartyEinladung aus einer Mailbox, poste sie unter dem Namen des
Senders in alt.singles.with.severe.social.dysfunctions im USENET und
mache eine Notiz in meinem Kalender, damit ich rechtzeitig dort bin -
mit meiner Videocamera. Könnte was werden!
Was steht als
nächstes an? Ah ja, die medizinische Datenbank, in der die
Vertrauensärzte der Uni die Krankheitsgeschichten der
Angestellten speichern. Ich grepe schnell mal durch nach 'Herpes' und
'Syphilis' und verkaufe die Ergebnisse an die lokale
Boulevardpresse.
Um meine Spuren zu verwischen, gehe ich in den
Account des Oberarztes und füge dort folgenden Eintrag in sein
Online-Tagebuch ein: DM 500, Med. Daten an Zeitung.
Sollte
ausreichen!
Ich schichte ein paar Bänder aus den Regalen auf
den Laborwagen und zurück, damit es so aussieht, als ob wir sie
tatsächlich verwenden. Dann gehe ich in Archie und suche nach
einem bestimmten verborgenen X-GIF Server, von dem ich gehört
habe. Als ich ihn finde starte ich einen Batch unter einem
User-Account, um die Bildchen 'runter zu laden - natürlich auf
seine Kosten. Gerade noch rechtzeitig fällt mir ein, ob auch
genug Speicherplatz für die Bilder frei ist. Um ganz sicher zu
gehen, entferne ich alle Dateien auf der Platte, die nicht direkt mit
dem Batch zu tun haben. Zum Beispiel die ganzen LaTeX Dokumente
"diss*.*"; die sind in letzter Zeit sowieso schon wieder
viel zu groß geworden.
Zurück in User email schaue ich,
ob sich inzwischen was getan hat. Naaah. Schließlich grepe ich
alle files nach 'schwanger', 'Scheidung' und 'Therapie' und poste sie
anonym in eine lokale Klatsch-Newsgroup. Dann, bevor ich auch nur
piep sagen kann, ist der Strom weg! In der nächsten Sekunde
läutet schon das Telefon.
"Hallo?" sage ich, wütend
- der Coyote hat den Roadrunner gerade fast am Wickel gehabt!
"Was
ist mit dem Comp..."
Ich hänge auf. Jetzt geht's um
Leben oder Tod. So schnell ich kann, reiße ich das Stromkabel
des Mainframes aus der Notstromversorgung und schließe
fieberhaft mein TV daran an. Verdammt! Der Roadrunner war wieder
schneller!
Inzwischen fangen überall die Warner an zu jaulen,
weil die Hauptplattenspeicher 'runterfahren. Aber was soll's? Mein
Mac und mein Terminal sind sowieso fest mit der Notstromversorgung
verbunden, und ich bin im Beer Factory Level in Dark Castle. Das
Telefon klingelt schon wieder. Also lasse ich die
Kommunikationssicherung am Notstromschaltkreis herausschnappen, und
endlich ist Ruhe. Um ganz sicher zu gehen, hole ich den
Hockeyschläger aus dem Spind und übe ein bisschen
Einer-gegen-die Wand. Durch das Glasfenster schaut das aus als ob ich
wie ein Wahnsinniger nach dem Fehlersuche - wie üblich.
10
Minuten später ist der Strom wieder da und die Diagnose meldet
zwei Hard Disk Crashs auf dem Main Level, zum Teufel damit! Ich habe
keinen Mann verloren, bin kurz vorn letzten Level und im TV kommen
noch mehr Cartoons!
Das andere Telefon läutet, ein User
(welch Überraschung!).
"Kontrollraum" sage ich, so
richtig im Stress.
"Wann wird der Computer..."
Ich
lege auf.
Im Moment komme ich ganz gut voran. Nur noch ein Wizard,
der unablässig Bannflüche schleudert, steht zwischen mir
und dem letzten Bild. Gleich bin ich drin!Das Telefon läutet
schon wieder! Mit einem raschen Hieb schalte ich auf
Freisprechen.
"Kontrollraum" brülle ich, voll
involviert.
"Ich hab' meine Files gelöscht. Meine Daten
sind weg" winselt ein User über den Lautsprecher.
"Aber
sicher doch" sage ich, weil ich mich nicht erinnern kann. Diese
Bemerkung genügt, um mich den Bruchteil einer Sekunde
abzulenken. Der Wizard nagelt mich in den Boden und schmeißt
mir noch einen Feuerball hinterher. GAME OVER.
"Wie war Ihr
Username?" sage ich mit Honig gesalbter Stimme. Er sagt es mir.
Ich schaue nach - und er hat recht. Sch...., dabei war ich es nicht
mal!
Um meinen guten Ruf zu wahren, wechsele ich sein Login
Directory nach /dev/null, setzte seinen Pfad auf '.' und setzte einen
alias auf sein 'news' Kommando, welches ein scheußliches
kleines Skript in seinem früheren Home Directory startet. Das
Skript schickt eine nicht mehr ganz politisch korrekte email an die
Beauftragte für Gleichberechtigungsfragen der Uni und löscht
sich anschließend selbst.
Wohl bekomm's!
Es ist Freitag;
also gehe ich früher zur Arbeit, sogar noch vor dem Mittagessen.
Das Telefon klingelt. Sch....
Ich blättere den
Ausredenkalender um. "Sonneneruptionen" steht da. Ok,
darüber muß ich erst ein bisschen recherchieren. Zwei
Minuten später bin ich fit für den ersten Anruf.
"Hallo?"
sage ich.
"WO SIND SIE GEWESEN! ICH HABE SCHON DEN GANZEN
VORMITTAG ANGERUFEN UND NIEMAND GEHT RAN!"
Ich hasse es, wenn
sie mich schon am frühen Morgen anbrüllen. Es deprimiert
mich irgendwie. Sie wissen, was ich meine ...
"Äh, ja.
Tja, wir hatten heute morgen auch wieder extrem starke
Sonnenaktivität. Das kann böse Auswirkungen auf die
Kommunikationsleitungen haben..." sage ich zuckersüß.
"Häh?
Aber sonst habe ich doch jeden erreicht?!"
"Tja, das ist
durchaus möglich. Die Auswiskungen erhöhter Sonnenaktivität
sind ziemlich un-vor-her-seh-bar. Letzte Woche hatten wir sogar den
Fall, daß ein paar Files einfach vor den Augen ihres Besitzers
verschwunden sind während er noch damit gearbeitet hat
..."
"Wirklich?"
"Kein Sch...! Äh,
wollen Sie, daß ich Ihren Account schnell checke?"
"Äh,
ja. Ich hab ein paar wichtige Dateien drin..."
"Ok, wie
war noch Ihr Username ..."
Er sagt ihn mir. Ehrlich, eine
Mücke mit einem Sprengsatz zu erledigen ist schwieriger. Mit
einem atomaren Sprengsatz. Mit AWACS-Unterstützung.
Sch....!
(Ich
verzichte ab jetzt auf den klickediklackediklick Teil, ok?)
"Wieviele
Dateien sind in Ihren Account?" frage ich.
"Ähm,
also, etwa 20 in meiner Doktorarbeit, circa 10 mit den Daten dazu,
und noch etwa 20 für das Buch, das ich gerade herausgebe."
"Hm.
Ich glaube, wir schauen erst mal, was noch zu retten ist. Also, da
sind noch zwei Files lesbar, .cshrc und .login
..."
"AAAAAAAAAAAaaaaaaaaaarrrrrrrrrggggggghhhhhhhh!!!!!!!"
Er
schluchzt leise ins Mikrophon - mir kommen auch die Tränen!
"Was
mach' ich nur?" schnüffelt er.
"Ok, haben Sie
irgendwas davon auf Floppy gesichert?"
"Schon, aber die
sind schon Wochen alt!"
Ich spiele mit dem Schalter des
Floppy-Löschers.
"OK", sage ich, "wie wär's,
ich komme kurz rüber und lade die Backups in Ihren Account,
damit Sie pronto weiterarbeiten können?"
"Das wäre
toll" wimmert er, "aber die Floppys habe ich zu Hause. Ich
fürchte, die muß ich heut' Nacht selber
runterladen."
"Gut. Aber denken Sie daran, was ich
vorhin gesagt habe: Sonneneruption sind Gift für Disketten und
Maschinen. Sie müssen Ihre Floppys unbedingt vor der
gegenwärtigen Sonnenaktivität schützen. Sonst
verlieren Sie noch alle Daten."
"Wie mach ich das? Sie
in Alufolie wickeln?"
"UM GOTTES WILLEN, NEIN! Alufolie
ist das Schlimmste! Sie wissen doch was mit Alufolie im
Microwellenherd passiert oder?!"
"Doch.."
"Dann
verwenden Sie's auch nicht! Es gibt nur eine sichere Methode,
Disketten erfolgreich zu schützen..."
"Und
wie?"
"MAGNETISCHE FELDER! Packen Sie Ihre Floppys in
einen Kopfkissenbezug gefüllt mit möglichst vielen
Magneten. Sie können zum Beispiel die von Ihrem Kühlschrank
nehmen. Sie wissen schon mit denen Sie ihre Zettel dort festpinnen -
Solarpartikel hassen magnetische Felder."
"Wow.
Danke."
"Gern geschehen. Es ist nur mein Job...
Sch....
ich mache Fortschritte.
Ich finde, so ein verantwortungsvoller
Posten wie meiner sollte mit einer angemessenen Mittagspause vergütet
werden. Für die paar Stunden setze ich den Hausmeister auf
meinen Stuhl, damit es nicht so aussieht, als wir unsere Pflichten
vernachlässigen würden (sic!). Ich erkläre ihm, daß
er nur darauf achten muß, daß der Hörer nicht aus
Versehen auf der Gabel landet. Er ist einverstanden und ich
verschwinde. Zuerst die Bank. Ich lasse 20 Mark in Zehnpfenningstücke
wechseln und frage dann nach meinem Kontostand. Während der
Angestellte noch tippt, ziehe ich unauffällig den Netzstecker
von seinem Endgerät. Es stirbt natürlich und ich sage daß
ich in Eile bin und daß ich gerne den Manager von diesem
Sauladen sehen möchte.Er walzt durch die Tür wie ein gut
gefüttertes Riesenbaby und fragt mich, ob es ein Problem gäbe.
Ich sage, alles, was ich wolle, sei mein Kontostand und ob das denn
zuviel verlangt sei und daß ich immer noch in Eile sei. Dann
kreuze ich die Finger.
JA! Er findet das herabhängende
Netzkabel steckt es wieder rein und loggt sich ein MIT DEM MANAGER
ACCOUNT.
Ich stolpere wie zufällig an den Schalter und stosse
aus Versehen 200 Zehnpfenningstücke hinunter. Der Manager
beachtet mich nicht, aber alle anderen tauchen nach den Münzen.
Ich beobachte ungestört, wie er sein Passwort eintippt - mit der
halsbrecherischen Geschwindigkeit von einem Zeichen pro Sekunde! Gar
kein Problem, der Hardliner macht es mir sogar noch leichter, indem
er ein semantisches Wort als Passwort gewählt hat: ZINSEN. So
ein Scherzkeks! Ich verziehe keinen Gesichtsmuskel. Nicht ganz
einfach, wenn ich an meine überschuldete Hypothek denke. Heute
Nacht werde ich da einiges richtigstellen...Ein Benutzer den ich noch
vom D(eletion)-Day '94 kenne nähert sich, um mich anzuquatschen.
Sogar der Manager schüttelt abwehrend den Kopf, aber es ist zu
spät. Er hält direkt vor mir und richtet das Wort an mich!
"Ähm, Entschuldigung. Könnten Sie mir einen Tip
geben, welchen Computer ich am besten für meine Diplomarbeit
kaufe?"
?! Genau.
"Schon mal vom neuen Pentium
gehört?" frage ich.
"Ja..."
"Meiden
Sie den wie die Pest! Kaum jemand weiß das, aber man handelt
sich fürchterliche Probleme ein, wenn man ein Betriebssystem so
schnell laufen läßt. Manche von den Kisten machen über
100 Millionen obstructions per second. Sie können sich ja
vorstellen, daß da eine solch billige Kiste aus dem Takt kommen
muß, nicht? Die Katastrophe ist praktisch
vorprogrammiert!"
"Oh!"
"Nehmen Sie lieber
was Sicheres und Bewährtes. Ein ZX81 mit dem doppelten
Cassettenlaufwerk, wenn Sie das kriegen können. Im Vertrauen:
Die sind nicht mehr leicht zu bekommen, weil alle Leute, die wirklich
was davon verstehen, natürlich nur bewährte Technik kaufen.
Kaufen Sie bloß keine Harddisk dazu. Sie haben doch sicher
schon gehört wie oft die kaputtgehen? Cassetten dagegen halten
ewig!"
"Danke, super!"
"Keine Ursache! Wie
war doch noch gleich Ihr Username?"
Er sagt ihn mir. Gerade
noch rechtzeitig für D-Day 96. Man sollte meinen, daß
sie's irgendwann lernen! Zurück an meinem Arbeitsplatz finde ich
den Hausmeister - eingeschlafen vor dem Terminal. Ich frage ihn, ob
er nicht lieber hier arbeiten möchte, aber er lehnt dankend ab.
Hier hat er nicht die Möglichkeit, Leute in der Toilette
aufzuschrecken...
Ich lege den Hörer zurück auf die
Gabel und sofort klingelt es. Ich hasse es, wenn es das tut. Ich
brauche immer eine Ewigkeit, die Earphones nachher wieder
reinzupfriemeln. Diesmal ist es anders. Die heißeste Mieze auf
dem Campus ist dran - und sie hat ein Computerproblem! Ich liebe
solche Augenblicke. Sie machen den Job erst dazu, was er ist.
"Wie
ist Ihr Username?" frage ich - als ob ich es nicht auswendig
wüßte.
So schnell ich kann überfliege ich ihre
persönliche email - das meiste nur todlangweiliges Zeug - und
grepe die gesamte User email nach ihrem Usernamen. Nichts -
vortrefflich!
"Wie kann ich Ihnen helfen?" flöte
ich charmant.
"Ich kann mein Dokument nicht abspeichern. Es
sagt etwas mit zuwenig Speicherplatz."
"Das werden wir
gleich haben" sage ich und lösche alle anderen Files auf
ihrer Platte - außer den ihrigen natürlich. "Jetzt
sollte alles funktionieren..."
"Oh, vielen, vielen Dank"
haucht sie ins Mikrophon.
Ich notiere mir, daß ich morgen
wieder etwas an ihren Account herumdoktere.
Das Telephon läutet,
fast bevor ich es wieder auf der Gabel habe.
"Meine Daten
sind alle weg!" schreit jemand am anderen Ende.
"Wann
war das?" frage ich.
"Gerade eben..." sagt er
schluchzend.
"Aha. Tja, Kopf hoch. Es sind noch drei Tage bis
zum Semesterende. Wenn Sie Tag und Nacht dran bleiben, werden Sie
schon noch eine Drei minus schaffen."
Er schluchzt noch zwei-
dreimal leise und legt auf. Schwächling!
Das Telephon läutet
schon wieder!
"Der Bildschirm an meinem PC ist so schwach.
Ich kann kaum die Buchstaben erkennen. Soll ich den Helligkeitsregler
hochdrehen?"
"NEIN!" schreie ich. "Fassen Sie
den Knopf nicht an! Haben Sie auch nur die leiseste Ahnung, was da
für eine Strahlung 'rauskommt, wenn Sie den Knopf ganz zum
Anschlag drehen?!"
"Also ich .." sagt sie
verunsichert.
"HÖREN SIE AUF MEINEN RAT!" sage ich.
"Es gibt nur einen SICHEREN WEG, ein schwaches Display
aufzumöbeln, und das ist: Nadelenergieimpulse in die Treiber
geben!"
Die Worte 'Nadelenergieimpulse ' und 'Treiber' sind
zuviel für sie. Wenn Leute solche Ausdrücke hören,
gehen sie automatisch in 'dummy mode' und machen ALLES, was ich sage.
Ich könnte ihr jetzt vorschlagen nackt nur mit einem Netzkabel
bekleidet über den Campus zu sprinten und sie würde es
wahrscheinlich machen...Hmmmm.
Haben Sie zufällig ein übriges
Netzkabel 'rumliegen? Nein...
"Oh, naja. Dann müßen
wir das mit den Nadelimpulsen probieren... Also, Sie schalten jetzt
so schnell Sie können Ihren PC ein und aus. Einfach den
Kippschalter hin und herflippen, verstehen Sie? Etwa dreißig
mal."
"Soll ich vorher meine Disketten
'rausnehmen?"
"NEIN! Wollen Sie alle Ihre Daten
verlieren?!"
"Oh. Nein, natürlich nicht.
Also..."
Ich lausche gespannt.
...klick klack klick klack
klick klack klick klack klick klack kl BUMM!
Erstaunlich! 27 oder
28. Normalerweise macht sich das Netzteil schon nach dem achten oder
neunten Mal in die Hose!
"MEIN COMPUTER! ER RAUCHT!"
schreit sie an anderen Ende.
"Wirklich?? Da muß ein
Fehler im Netzteil gewesen sein! Gut, daß wir das geklärt
haben! Haben Sie noch Garantie auf die Maschine?"
"NEIN!"
"Du
liebe Güte! Was für ein Pech! Tja, dann hilft nur
reparieren lassen. Haben Sie wenigstens Ihre Daten gesichert?"
"Ja,
ins System, gestern erst. Aber die ganze Arbeit von heute morgen ist
futsch!"
"Sie Ärmste! Wie war Ihr Username? Ich
will gleich mal checken, ob Ihre Backups ok sind..."
Sie sagt
ihn mir...
Tglof Gnuztestrof!!!
Ich sitze wie üblich an
meiner Konsole. Ein Benutzer ruft an.
"Hallo, Kontrollraum.
Simon am Apparat. Wie kann ich Ihnen helfen?" sage ich.
"Ich
komme nicht in meinen Account" nuschelt es am anderen Ende.
"Wie
lautet bitte Ihr Username?" frage ich.
Sie geben mir ihren
Usernamen. Ich schaue in ihren Account.
"Kein Problem, da war
nur ein nicht-ausführbares login file. Ich hab's richtig
gestellt. Jetzt sollten Sie ohne Probleme
'reinkommen."
"Danke."
"Kein Ursache.
Schönen Tag noch!"
HÄÄHH?! fragen Sie sich
jetzt. Ist der BASTARD OPERATOR FROM HELL endlich zum Guten bekehrt
worden? Hat er aufgegeben?? REIF FÜR DIE KLAPSMÜHLE???
Naaah.
Der BASTARD OPERATOR FROM HELL wird ab heute überwacht. Alle
Aktionen im Mainframe werden automatisch protokolliert. UND WENN DAS
PASSIERT werde ich normalerweise auch abgehört! Also muß
ich hübsch brav sein bis ich die Bugs entdeckt habe. Sollte
nicht allzu lange dauern - vertrauen Sie mir!
Ah. Da haben wir
schon eins. Im Telefonhörer, klar. Aber der Boss ist einer von
der witzigen Sorte. Ich wette, da sind noch mehr. Ahja, ein anderer
unter dem Telefon und ein dritter in meinem Keyboard. Zeit für
eine kleine Kaffeeschlacht. Drei auf einmal.... hmmm. Ich bringe mal
besser die ganze Kanne und warte auf Zeugen. Der System Manager kommt
herein.
"Wo bleibt der Bericht, den ich gedruckt habe?"
fragt er mit saurer
Miene - er ärgert sich offensichtlich,
daß ich mich am Telefon noch nicht ans Messer geliefert habe.
Widersacher identifiziert! Wie der Direktor der "BASTARD
OPERATOR SCHOOL" (ich!) immer zu sagen pflegt:
"Es gibt
kein Problem das sich nicht lösen läßt, indem man die
Benutzerprozesse killt, alle ihre Files löscht ihre Accounts
sperrt und ihre tatsächlichen Einnahmen dem Finanzamt zukommen
läßt."
Ich ziehe den Ausdruck unter der
Kaffeekanne hervor, die ich plaziert hatte, und die Kanne ergießt
sich über Telephone und Keyboard. Aus irgendeinem Grund standen
beide überein- andergestapelt in der Nähe.
"Uuuups!"
sage ich.
Entsetzen malt sich auf meinem Gesicht. Sein Gesicht
sagt mir daß ich richtig lag.
"Glauben Sie ja nicht,
daß Sie damit davonkommen, Simon" knurrt er und stampft
hinaus.
Ich schalte den Ethernet Monitor ein und beobachte die
Pakete, die aus seinen PC kommen.
Ah. Ein Memo geht an den Laser
im Büro des Direktors. Inhalt: Beendigung deines Kontrakts,
fristlos. Ich mache schnell ein paar notwendige Änderungen an
dem File, solange es im Spooldirectory liegt, und lasse es dann an
seine ursprüngliche Adresse weitergehen. Ich starte mein
Programm'endzeit', das -522 auf den PC knallt und der Mainframe macht
sich in die Hose. Später beim Booten entferne ich das lästige
Logging. Als nächstes gehe ich in den Kabelraum und stecke
meinen Walkmankopfhörer in den freien RS232-Port aus dem Büro
des Direktors. Es ist erstaunlich, wie leicht man bugs ausstreuen
kann, wenn man weiß, wo die Datenleitungen laufen!
Direktor:
"Sind Sie sicher?"
SysMgr: "ABSOLUT
SICHER!"
Direktor: "Und Sie wollen es sich nicht nochmal
überlegen?"
SysMgr: "AUF KEINEN FALL!"
Direktor:
"Nun gut, ich werde es sofort an die Personalabteilung
weiterfaxen..."
SysMgr: "HERVORRAGEND!"
Zwei
Sekunden später kommt der Systemmanager herein. Er lächelt.
Es sieht aus wie das Lächeln eines großen, satten
Haifischs.
"Tja, ich werde Sie vermissen, Simon..."
beginnt, noch ganz erfüllt, von der eben geleisteten
Entscheidung.
"Oh?" sage ich zuckersüß und
heuchele Neugier. "Wohin gehen Sie denn?"
"Nein,
Simon" sagt er genußvoll, "Sie gehen:"
"Eine
BEFÖRDERUNG!" sage ich. "Sie haben endlich diesen
Brief an den Direktor geschickt, daß er ein gottverdammtes
Arschloch ist und daß Sie aufhören?"
"Nein..."
"Sind
Sie sicher? Der ist aber viel besser als der über meine
Entlassung..."
"W..." Seine Pupillen weiten sich
eine kleine Idee.
Es ist, als ob man ein Walross mit dem
Sofakissen erschlagen würde. Er rast los, um das Fax zu stoppen.
Nur, nachdem er gerade gekündigt hat, >klickediklackedi<
funktioniert sein card key nicht mehr ... Anfänger...Das
Telephon klingelt. Es ist derselbe wie vorhin.
"Ich komm'
jetzt in meinen Account, aber ich hab' keinen Speicherplatz mehr auf
der Platte..."
"Moment, ich schau, was ich tun
kann."
>klickediklackedi<<br> rm -r *
Ich
fahre zur Arbeit und klebe hinter diesem alten Trottel, der
klassische SLOW DRIVER FROM HELL. Sein Tacho hat bei 20 die rote
Linie und kommt ins Schlingern, wenn er die Kurven mit mehr als 5
nimmt. Ich verbrauche ein halbes Kilowatt in meiner Hupe, aber sein
Hörgerät ist anscheinend auf Flüstern eingestellt.
Keine Chance, vorbeizukommen! Ich memoriere sein Kennzeichen. Genau
genommen tue ich das seit fünfzehneinhalb Minuten sechzigmal in
der Minute. Mannomannomann...
Ich denke, da ist wieder mal ein
Anruf in Flensburg fällig. Vielleicht könnte man auch den
Wagen als gestohlen registrieren. Gestohlen von Waffenhändlern
aus dem vorderen Orient. Gefährlich... Endlich in der Arbeit
blättere ich als erstes den Ausredenkalender
um.
"ELEKTROMAGNETISCHE STÖRSTRAHLUNG VON
FUNKTIONSUNTÜCHTIGEM SATELLITEN".
Klingt gut; vielleicht
wird es doch noch ein netter Tag. Ich logge mich als "FUCKYOU"
ein (der Kummerkasten-Account für die Benutzer) und rufe die
mail auf. Drei Nachrichten sind drin. Die erste hat 117 Zeilen, eine
Plaudertasche offensichtlich. Sch.... ich hasse das! Anstatt einfach
zu sagen:
"Der und der Account braucht mehr Speicherplatz"
fangen sie an zu erzählen über was für einen Mist sie
für welchen idiotischen Dozenten zu forschen haben und daß
es schon gestern hätte fertig sein sollen und daß sie's
auch geschafft hätten, aber dann hatte die Kusine dritten Grades
plötzlich einen Magendurchbruch und einen riesigen Blutverlust
und mußte ins Krankenhaus gebracht werden... usw usw. Ich
lösche die Mail unbesehen.
Die zweite Mail stammt
offensichtlich von jemandem, der nicht mit dem Mailprogramm umgehen
kann. Da ist nur der Header, aber keine Nachricht. Ich antworte mit
direktem Reply:
"Keine Sorge wir kümmern uns darum am
nächsten Dienstag."
Hoffentlich war's was Wichtiges! Die
dritte Mail hebe ich mir für morgen auf. Samstag wäre ein
gar zu langweiliger Tag - sollte ich jemals am Samstag arbeiten
müssen! Das Telephon klingelt. Ich dachte, das hätte ich
'repariert'!
Ich klemme mir den Hörer unters Kinn, damit ich
gleichzeitig die Pizza in die Mikrowelle schieben kann.
"Ja?"
rufe ich hektisch.
"Irgendetwas stimmt nicht mit meiner
Bootdisk. Ich kann den Server nicht erreichen."
"Haben
Sie das Laufwerk dabei?"
"Klar!"
Ich hole mir
die Disk und stecke sie zusammen mit der Pizza in die Mikrowelle.
Fünf Minuten ULTRA-NUKE! Sechs Minuten später ruft er
wieder an.
"Es funktioniert immer noch nicht, aber jetzt höre
ich auch noch komische Geräusche aus dem Laufwerk und es riecht
irgendwie angebrannt."
Angebrannt? Ich untersuche den Boden
meiner Pizza. Naaah, nix angebrannt. Dem Jungen geht nur die
Phantasie durch!
"Oh, Sch...." sage ich, "das sind
wieder diese Störstrahlungen von ausgemusterten
Satelliten."
"Tatsächlich? Davon hab' ich auch
schon gehört..."
"Wow!"
"Aha! Tja, ich
schätze, Sie müssen sich 'ne neue Bootdisk zulegen...
"
"Oh. Naja, macht auch nix. Die alte hätte es
sowieso nicht mehr lange gemacht. Danke."
"Keine
Ursache. Und denken Sie immer daran, den Virenchecker FDISK ab und zu
laufen zu lassen, wenn Sie wichtige Daten auf Ihrer Disk
haben..."
"Werd' ich machen. Danke!"
"Alles
klar - ist nur mein Job!"
Racing läuft viel zu langsam
für einen erfahrenen Spieler; also kille ich eben mal alle
Database Prozesse, die sich den Löwenanteil an CPU holen und
gebe Racing Priorität -10. Besser, viel besser. Verdammt hart,
so an der vordersten Front: Immer nur Arbeit, Arbeit, Arbeit...
Ich
gönne mir einen schnellen 2-Stunden-Snack in der Cafeteria. In
der Cafeteria sind immer alle ganz reizend zu mir. Zumindest seit es
mal diesen dummen Computerfehler gegeben hat, der ihre Küche als
Organ-Aufnahme-Station registrierte - ziemlich lästig! Ich
schnappe mir noch ein paar Cokes und Crackers und mach' mich auf den
Rückweg, diesmal durch die Anfänger Labs. Informatik,
erstes Semester. Ich schaue durch das Guckloch an der Tür: Ein
ganzer Hörsaal voller Frischlinge ohne Dozenten. Das kann nicht
angehen! Ich stoße energisch die Schwingtüre auf und
marschiere zur Tafel.
"Es geht los, Herrschaften! Ich darf
um Ruhe bitten. Sie dahinten, ja Sie, Sie sorgen dafür, daß
uns niemand stört. Blockieren Sie einfach den Eingang. Wer zu
spät kommt, soll sich das für's nächste Mal merken.
Also, ich bin ihre Vertretung heute und wir wollen jetzt mal den
üblichen Kram, den Sie sonst machen, beiseite lassen und uns
über ein paar fundamentale Befehle aus der Praxis unterhalten.
Wir beginnen mit einer der wichtigsten Funktionen überhaupt dem
REMARK-Befehl oder wie er allen Kenner bekannt ist 'rm *' ..."
Ich
hätte vielleicht doch besser Professor werden sollen - ich hab'
den richtigen Draht zu den jungen Leuten, wissen
Sie...
Grundverhaltensregeln für Dekane:
(1).
VERSTECKEN!
(2). Wenn sie dich finden LÜGEN!!
Father
Damian C. Fandal
Ich soll als Experte in einer Vorlesung
"Grundlagen Systemverwaltung" auftreten; so steht es in der
Einladung. Also überlasse ich den Kontrollraum den bewährten
Händen von Sam, dem Hausmeister, und gehe hinüber. Die
Vorlesung läuft wie am Schnürchen. Gegen Ende verkündet
der Dozent, daß die Studenten "nunmehr 10 Minuten
Gelegenheit haben, einem Mann der Praxis, einem richtigen Operator"
Fragen zu stellen. Ich hole meinen Pad und Stift heraus und sage:
"Bevor wir anfangen, folgender Vorschlag: Könnten Sie
bitte Ihren Usernamen nennen, bevor Sie eine Frage stellen. Auf diese
Weise kann ich Ihnen gewisse Probleme an konkreten Beispielen
erläutern. Das ist einfacher zu verstehen."
Der Dozent
schluckt es - mit Senf und Catchup. Beispiele sind per default gut.
Sag niemals was gegen Beispiele an einer Uni!
"Ok, erste
Frage. Sie da drüben..."
"Wie beurteilen Sie den
Schutz von persönlichen Daten auf einem
Mehrbenutzersystem?"
"Wie war Ihr
Username?"
"CMS1103."
>kritzelkratzel<<br>
"Schutz von persönlichen Daten ... Hmmm. Ein heißes
Thema, wirklich. Sie denken zum Beispiel, wenn jemand Ihre private
mail liest, worin Sie sich mit Ihrem Therapeuten unterhalten? Zum
Beispiel, warum Sie sich vor Ihrer Frau immer im Schrank
verstecken?"
"AAAAAAAAAAAAARRRRRRRRRRGGGGGGGHHHHHH!!!!!"
"Oh.
Das kam wohl nicht so gut an. Oder er mußte dringend weg. War
vielleicht kein so gutes Beispiel. Nächste Frage, bitte. Ja, Sie
da hinten..."
"CMS1136. Ich würde gerne ..."
"Ah.
1136, der einzige User an der ganzen Uni, der in
alt.sex.buggery.by.sailors.in.mums.clothing aboniert."
"Nur
für rein wissenschaftliche Zwecke!"
"Natürlich!
Für einen Wissenschaftler haben Sie eine beträchtliche
Posting-Statistik dort, finden Sie
nicht?"
"NNNNNGGGGGGAAAAAAAAGGGGGGGHHHHHH!!!!"
"Der
nächste bitte..."
Zwei Minuten später sind wir
allein im Hörsaal. Das ist eben das Problem mit den heutigen
jungen Leuten: Die wollen nichts mehr lernen...
Ich gehe zurück
zu meinem Kontrollraum und Sam ist schon wieder auf der Konsole
eingeschlafen. Ich glaube jetzt, er ist DOCH hinter meinem Job her.
So ein Einsatz...
Ich nehme mir vor, bei Gelegenheit ein paar
notwendige Änderungen in der Gehaltsdatenbank vorzunehmen. Man
kann nie vorsichtig genug sein...
Kranken- und Unfallversicherung
braucht Sam eigentlich nicht. Ich lege den Hörer auf die Gabel -
das erste Mal heute nachmittag - und sofort fängt das Ding an zu
rattern. ES REICHT! Um mein Mittagsschläfchen zu retten, leite
ich den Anschluß auf 110 um. Das wird ihnen eine Lehre
sein!
Ups, fast vergessen, den Ausredenkalender
umzublättern.
"Statische Aufladung wegen
Nylon-Unterwäsche"
Naaah, viel zu plausibel - obwohl,
ich könnte die Unterwäsche von Fall zu Fall persönlich
überprüfen... nee, lieber nicht, wer weiß was dabei
ans Tageslicht kommt. Ich blättere eins weiter.
"Statische
Aufladung durch Plastik-Rechenschieber"
Na, das ist doch mal
was! Eine echte Herausforderung!
Ich hebe die Telefonumleitung auf
und plaziere dann den Papierkorb unter dem Druckerauswurf - endlich
eine technisch fortgeschrittene Lösung! Während ich noch
mein Werk bewundere, läutet es. Das könnte der große
Wurf werden!
"Hallo?"
"Hallo, ähm, wie kann
ich mein File auf Rechtschreibfehler prüfen?"
"Ganz
einfach. Tippen Sie 'spell' und den Filenamen."
"Danke."
Ich
bin wieder mal höllisch hilfsbereit heute morgen. Vor allem weil
ich weiß, daß meine spezielle Version von 'spell' Fehler
erzeugt, statt sie zu beseitigen. Aus 'Freund' wird 'Fruend' und
umgekehrt. Ein Augenschmaus!
Das Telefon klingelt - sie sind's
wieder.
"Irgendetwas stimmt nicht mit dem 'spell'
Programm."
"Wie kommen Sie denn da drauf?"
"Weil
mein File plötzlich voll mit Fehlern ist!"
"Hm, das
klingt nicht gerade nach 'spell'. Sind Sie über Ihren PC
eingeloggt?"
"Ja, aber ich ..."
"Bitte,
überlassen Sie die technische Diagnose mir! Also, ist da
irgendwo ein Rechenschieber auf oder in Ihrem Schreibtisch?"
"Ähm >klapper< ja, aber..."
"Aha.
Haben wir's schon. Sie haben eine statische Aufladung auf Ihrer
Festplatte, verursacht von den wechselnden elektrostatischen Feldern,
die der Rechenschieber erzeugt - Sie wissen schon: so, wie er kleine
Papier- fiezel anzieht, wenn sie ihn an Ihrem Pullover
reiben..."
DUMMY MODE ON
"Oh. Was kann man da
machen?"
"Sie wissen doch, wie Sie solche lästigen
Papierfiezel von Ihrem Rechenschieber weg bekommen? Genau, Sie
schlagen damit auf die Tischkante, bis die elektrischen Felder sich
im Erdmagnetfeld auflösen. Machen Sie das gleiche mit Ihrem PC.
Sagen wir, zwanzig mal - heben Sie ihn etwa dreissig Zentimeter über
den Tisch und lassen ihn fallen."
"Ah, gut. Bleiben Sie
kurz dran?"
"Sicher."
Das würde ich nicht
mal für die Simpsons verpassen!
>polter<<br>
>polter<<br> >polter< >klirr<<br> "Äh,
hallo? Der Schirm ist plötzlich dunkel geworden..."
"Das
ist ganz normal, das macht er immer; soll er sogar. Machen Sie
weiter. Und wenn Sie mit dem PC fertig sind, machen Sie
sicherheitshalber das Gleiche auch noch mit dem Schirm. Manchmal
breitet sich die Aufladung über die Kabel bis in den Schirm
aus."
>polter<<br> >polter<<br>
>polterschepper< ..
Ich lege auf. Später gehe ich raus
in den öffentlichen CIP-Pool und träufle unauffällig
Honig in die Schlitze der Floppy Laufwerke, als plötzlich ein
Typ auftaucht, der verdammt wie Lee Harvey Oswald aussieht, und mich
über den Haufen schießt. Aber der Knall kommt aus dem
Maschinenraum, und während ich an einer blutbesudelten IBM
Maschine zusammensacke, höre ich den Ex-System-Manger im
Hintergrund kichern...
Noch später, im Krankenwagen, wird mir
klar, daß ich von dem Typen nicht mal die Userkennung
habe...
Dann wird alles dunkel.
Als der Krankenwagen das Ende
des Tunnels erreichte, verschwand die Dunkelheit wieder. Vielleicht
war ich doch nicht so schwer verletzt. Vielleicht aber doch! Egal,
jemand würde dafür bezahl..
In diesem Moment starb ich.
Für einen echten Bastard Operator from HELL sah die Sache
natürlich etwas anders aus: Mehr wie ein unerwarteter Urlaub.
Fünf Sekunden später bekomme ich 15 kV durch die
Brustwarzen gejagt. Unverdünnt und ohne Eis! (Echte Sanitäter
wissen eben, wie man eine todlangweilige Party belebt!)
DER
BASTARD OPERATOR FROM HELL LEBT!
Drei Wochen später bin ich
wieder auf den Beinen, hochgepäppelt von süßen
Krankenschwestern, die um ihre Pensionsansprüche fürchten.
Voller Energie sitze ich hinter meiner Konsole. Alles in allem, gar
nicht so schlecht, die Zeit im Hospital; ich könnte Bäume
ausreißen! Ich gehe rasch durch die angehäufte Usermail
der letzten Wochen (nur damit ich nichts verpasse!), dann lasse ich
die Studenten wissen, daß ich wieder auf dem Posten bin. Ein
nicht angekündigter Wartungszyklus, mitten in der
Hauptübungszeit; ich flippe den Restart-Schalter. Ein wohliges
Gefühl breitet sich in mir aus. Sie werden mich dafür
lieben! Ich blättere den Ausredenkalender
um.
"TREIBHAUSEFFEKT"
JA!!! Willkommen zu Hause!
Es
ist Monatsende. In Kürze werden diese ganzen unnötigen
automatischen mailing lists das Netz überschwemmen. Ich
korrigiere die Systemuhr um 7 Tage nach hinten, um mir die
Performance nicht zu versauen und wechsele das neue Druckerband gegen
mein Spezialband - drei Jahre alt, mit vielen hübschen Löchern.
Ich grabe mich durch den Stapel snail mail, der sich angehäuft
hat, und stürze mich als erstes auf das BOFH Journal "kill
-9".
Ein hübscher Artikel ist dabei, wie man Windows 95
grausam langsam und höllisch langweilig machen kann. Irgendwie
schaut der Artikel aus, wie die normale Installationsanleitung für
Windows 95 ... naja, wer weiß. Ich blättere mich durch bis
zur BOFH Expertenrubrik und schaue, ob irgendwelche Artikel von mir
hineingekommen sind. Alle!!! Sogar der über den C++ Compiler,
der per Zufall Klassen umbenennt und dies sogar im Sourcecode ändert!
Das Telephon klingelt. (Irgendwie habe ich fast darauf
gewartet!)
"Mein Bildschirm ist dunkel!!!"
"Netzkabel!"
sage ich.
"Nein, das hab' ich schon überprüft. Wenn
ich einschalte, passiert einfach nichts!"
"Netzkabel!"
sage ich.
"Nein! Das Netzkabel steckt richtig drin. Auch die
Leuchtdioden am Keyboard leuchten nicht!"
"Das
Netzkabel!" sage ich.
"Oh, Moment mal. Das Kabel ist
nicht richtig eingesteckt!"
"Das Netzkabel?" frage
ich.
"Ja ... Sch....."
"Macht ja nix", sage
ich, "Funktioniert jetzt alles wieder?"
"Ja, ich
glaub' schon. Tut mir leid. Sie haben natürlich recht
gehabt."
"Tja, wir bekommen das häufig in letzter
Zeit. Der Grund liegt wahrscheinlich am zunehmenden Treibhauseffekt.
Die globale Erwärmung verursacht stark statistisch variierende
thermale Kontraktionen, welche wiederum temperaturinduzierte
Bewegungen hervorruft, deren Reibungskoeffizienten zu Adhäsion
am Plastikteilen führen kann..."
Ich lausche aufmerksam.
Nichts. Mit anderen Worten,...
"Sie können sich
zukünftig davor schützen, wissen Sie..."
"Wirklich?
Wie denn?"
"Es reicht im Prinzip schon, eine schwach
basische Minerallösung auf die Metallkontakte
aufzubringen."
"Oh!"
"Ganz einfach. Alles
was Sie machen müssen, ist den Stecker vom Gerät abziehen
und eine schwach basische Salzlösung in die Schlitze zu
träufeln. Haben Sie eine schwach basische Lösung zur Hand?
So etwa pH 7?"
"Äh... nein?"
"Macht
auch nichts. Stecken sie den Stecker einfach in den Mund und lassen
Sie Speichel hineinlaufen. Speichel ist schwach basisch, und er hat
Mineralsalze. ABER wischen Sie den Stecker vorher sorgfältig
sauber, wegen Keimen und so. Und, SCHALTEN SIE UM GOTTES WILLEN
VORHER DEN MONITOR AB - wir wollen doch nichts riskieren!"
"Oh.
Gut!"
>FZZZZT< >POLTER<<br> Als der Hörer
auf den Boden knallt, lege ich auf. Speicherplatz ist viel zu gut für
die!
Ich komme zur Arbeit, aber ich bin nicht ausgeschlafen. Also
klemme ich ein Stück Kupferschiene über die drei Phasen der
Hauptversorgung und werfe den Hebel herum. Als die Hauptsicherungen
herauspfeifen,wird es dunkel und endlich mal wird es still im
Rechnerraum. Es gefällt mir.
Ich schnippe den Hörer von
der Gabel und schließe die Vorhänge vor dem
Beobachtungsfenster. Jetzt ist es WIRKLICH dunkel hier drin. Würde
mich nicht wundern, wenn jemand einen Unfall hätte...
Ich
taste mich in der Dunkelheit zum Eingang und entferne ein paar der
Bodenplatten, die die tiefen Kabelschächte unter dem Rechnerraum
abdecken. Dann rufe ich unsere Service-Firma an und sage, daß
der Mini wieder mal die Hauptsicherung geschossen hat. Dann ersetzte
ich die geschossenen Sicherungen durch ein paar Nägel und
schließe die Versorgungsleitungen gegen Masse kurz. Auf so was
kann man nicht hoffen, man muß es MACHEN! 15 Minuten später
erscheint der Techniker und fliegt in den Kabelschacht. Ich schiebe
die Bodenplatten zurück an ihren Platz, als der System-Manager -
ein neuer, schrecklich gründlicher Typ - hereinkommt und mir
sagt, ich solle mich vorsehen. In dieser Dunkelheit könne jemand
leicht einen Unfall haben...
Ich nicke und sage ihm, daß wir
uns diese Ausfallzeiten eigentlich nicht leisten können und ob
ich nicht einfach die Hauptsicherungen wieder einschalten soll, in
der Hoffnung, daß nichts Ernsthaftes passiert sei. Nach einiger
Meditation über die Negativ-Schlagzeilen, die wir mit jeder
verstreichenden Minute anhäufen, macht er die letzte
Entscheidung seiner steilen, aber kurzen Karriere: Er sagt, ich
soll's versuchen.
Später, nachdem sich der Rauch etwas
gelichtet hat, untersuche ich die brutzelnden Reste unseres Minis.
Kein sehr schöner Anblick...
"Komisch, daß die
Hauptsicherungen geklemmt haben, nicht?" sage ich zum
System-Manager, während er seine persönlichen Sachen
einsammelt.
"Eine Chance von 1 zu einer Million. Zu dumm, daß
Sie jemand beobachtet und die ganze Geschichte nach comp.misc
geposted hat. Nach all der schlechten Presse können Sie froh
sein, wenn Sie einen Job finden, in dem Sie einen Taschenrechner
managen dürfen..."
Ich geh' zurück in den
Kontrollraum und schalte die restlichen Sicherungen wieder ein. Der
Rechnerraum belebt sich wieder. An der Konsole
steht:
'D.Usbotmbuhpo!G/Tdif-1-m!2::6' - ein letzter Gruss des
verschollenen Technikers aus der Hölle!
Ich logge ein und
beginne, User-Email zu löschen. Dabei entdecke ich eine
interessanten sexuellen Antrag unseres Consultants an ein männliches
Mitglied der Schwimm-Mannschaft. Das gibt ein hervorragendes motd
('motiv of the day'); deshalb kopiere ich es dorthin. Dann ändere
ich den root Account nach 'Winker' und das Passwort nach
'ljkadlkajflkj'. Dem großen Häuptling sage ich am Telefon,
daß ich einen Einbruch vermute. Bis wir das genauer untersucht
haben (ein paar Stunden wird's schon brauchen), bleiben die anderen
Accounts gesperrt. Die Leute werden in der Zwischenzeit die motd
lesen...
Zumindest einer hat's schon gelesen, denke ich, als wir
einen Schuß aus dem Büro des Consultants hören.
Inzwischen
editiere ich die Online-Hilfe und ändere die Nummer der Hotline
- der System Manager wird sich über all die extra Anrufe freuen;
besonders in so einer traurigen Zeit....
Ein zweiter Schuß,
und mir wird klar, daß er heute wohl keine Anrufe mehr annehmen
wird.
Ich blättere den Ausredenkalender um und lege den Hörer
auf die Gabel.
"PROBLEME BEI DER STROMVERSORGUNG". Zu
realistisch. "STATISCHE AUFLADUNGEN". Immer noch ein
wenigzu realistisch für meinen Geschmack, aber ich lasse es
gelten. Immerhin soll der Kalender noch bis zum Jahresende reichen.
Das Telefon klingelt, gerade als ich ich 'Top Gun' in der Maschine
habe.
Ich pausiere das Video und klemm' mir den Hörer
unter's Kinn.
"Ich fürchte, ich habe eine schlechte
Floppy Disk gekauft."
"Tatsächlich?" Bin ich
jetzt bei der Stiftung Warentest, oder was?
"Naja, ich hab'
da diese Disk und sie läßt sich nich' formatieren. Aber
alle anderen in der Schachtel gingen. Also muß ich wohl eine
schlechte erwischt haben..."
"Darf ich fragen, warum Sie
deshalb bei MIR anrufen?"
"Naja, auf der Schachtel steht
was von Garantie; wo kann ich einen Ersatz bekommen?"
Ah!
Alles klar!
"Schaun' wir mal. Sind Sie ganz sicher, daß
es an der Disk liegt und nicht irgendwie mit statischer Aufladung zu
tun hat?"
"Häh?"
"Statische Aufladung,
Sie wissen schon, statische Elektrizität, die Sie mit ihren
Fingern auf das Gerät übertragen."
"Aber ich
trage ein geerdetes Armband!"
Spätestens jetzt weiß
ich, wo ich bin: im tiefen Tal der Super- Deppen.
Geerdete
Armbänder gehören in unseren Kreisen nicht gerade zum
Mode-Accessoire...
"Natürlich, aber die
Standard-Armbänder, wie Sie eins tragen, haben einen 1 Megaohm
Widerstand in Reihe geschaltet; eine ziemlich schlechte Erdung also.
Was Sie bauchen, ist eine direkte Erdverbindung. Am besten fassen Sie
mit einer Hand an ein Gehäuse, das richtig geerdet ist."
"Äh,
zum Beispiel unseren Stahl-Labortisch?"
"Hervorragend.
Jetzt, haben Sie etwas, um die Aufladung abzuleiten? Zum Beispiel
eine Büroklammer?"
"Moment...ja."
"Gut.
Dann stecken Sie jetzt mit der ANDEREN Hand die Büroklammer
durch die Ventilationsschlitze auf der Rückseite. Berühren
Sie einfach kurz das Ende des dicken roten Kabels. Dabei aber NICHT
den Tisch loslassen. Sie müssen immer gut
geerdetbleiben..."
>raschel< >hantier<<br>
"Meinen Sie das Kabel, das zum Netzteil führt?"
"Genau,
halten Sie da drauf."
"...Aber ist das nicht..."
>kzzzzzt< >polter<<br> Und wieder ein Anruf
erfolgreich beendet. Ich nehme den Brieföffner und schneide eine
weitere Kerbe in das dicke gelbe Ethernetkabel, das dekorativ hinter
dem HELPDESK FROM HELL vorbeiführt.
Mein neues Login Skript
nimmt allmählich Formen an. Tatsache, es ist fast schon
idiotensicher. Zum Beispiel erscheint beim Login folgender Prompt auf
dem Bildschirm: "Yes means No and No means Yes. Delete all
files? [Y]" Ich mach' mir nämlich wirklich Sorgen über
die vielen Einbrüche ins System in letzter Zeit...
Dem
Systemmanager macht das nichts aus - seltsamerweise. Er jammert immer
nur über die hohe Zahl von computerverursachten Todesfällen
auf dem Campus. Die Welt wird immer verrückter!
Ich blättere
den Ausredenkalender um. "DOPPLER EFFEKT" Klingt so
idiotisch, daß es schon wieder realistisch wird - wenn man
etwas nach- hilft, natürlich. Das Telephon, der Fluch meines
Lebens, läutet.
"Hallo, Kontrollraum", sage ich
hilfsbereit.
"Ist dort die Technik?" fragen
sie.
Erstaunlich, wieviel stocktaube User wir haben, und warum sie
dannnoch Telefonieren, statt mir eine email zu schicken. Zum Teufel,
es ödet mich schon wieder an...
"Jawohl", lüge
ich (Nixon hätte noch von mir lernen können). "Ich
hab' ein Problem mit meinen Floppy Laufwerk. Es scheint manchmal
nicht zu lesen."
"Hmm. Wie alt ist das Laufwerk?"
"Etwa
ein Jahr..."
"Und es geht manchmal nicht, aber manchmal
funktioniert's. Und die Ausfälle werden immer häufiger?"
"JA,
GENAU!"
"Aha, ein klarer Fall von magnetischem
Dopplereffekt..."
"Ich dachte, das gibt es nur mit
Licht- und Schallwellen?"
>BULLSHIT MODE ON<<br>
"Schon. Aber man hat kürzlich entdeckt, daß sich die
magnetische Bindung von Partikeln auf schnell rotierenden Oberflächen
ändern kann, vor allem wenn der Kopf relativ dazu feststeht und
ganz leichtmagnetisiert."
"Ah. Oh."
"Also
müssen Sie dringend den Kopf entmagnetisieren. Haben Sie eine
Floppy- Disk-Entmagnetisier-Schleife?"
"Äh ...
nein?"
"Na schön. Dann müssen wir es auf die
direkte Methode probieren. Haben Sie die Orginal-Disketten Ihrer
Software greifbar?"
"Ja."
"Ok. Stecken Sie
sie in Ihr Laufwerk und formatieren Sie sie."
"WAS?!"
"Keine
Sorge, es passiert nichts - das Laufwerk funktioniert ja nicht, ok?
Was passiert, ist folgendes: die unverdorbenen magnetischen Felder
auf den Orginal-Disketten überlagern die magnetischen Störungen
im Schreib-Lese- Kopf, einfach weil diese Disketten mit einem
Laufwerk geschrieben wurden, das keinen Dopplereffekt hat."
"Ah,
verstehe."
"Also. Und wenn ein Schreib-Fehler gemeldet
wird und das Programm fragt, ob es weitermachen soll, tippen Sie ein
'yes'. Machen Sie das mit allen Orginal-Disketten, die Sie finden
können - je mehr, desto besser. Dann lassen Sie eine normale
Reinigungsdiskette durchlaufen. Die entfernt dann die freien
magnetischen Partikel, die noch auf dem Kopf kleben."
"Oh.
Ok, vielen Dank."
"Keine Ursache - ICH MACH' NUR MEINEN
JOB."
Ich lege auf, und sofort läutet es wieder. Es ist
der Boss. "Simon, könnten Sie mal in mein Büro
kommen?"
>ALARM ROT<<br> So schnell ich kann,
drücke ich den Panik-Knopf am LAN-Analyser, genauer gesagt, den
'Generiere-90%-Zufallspakete-Knopf'. "Aber sicher. Soll ich
gleich kommen oder..."
Das andere Telephon läutet. Ich
klemme es mir unters Kinn.
"Hallo, Computer Kontrollraum.
Simon am Apparat. Wie kann ich Ihnen helfen?"
"DAS NETZ
IST WEG. ALLE UNSERE PCs HÄNGEN!" kreischt die Stimme aus
dem einen Telefon ins Mikrophon des anderen.
"Aha", sage
ich ruhig und souverän. "Ja, ich kann's auf unserem Monitor
sehen. Schaut aus wie ein schlechtes Thinwire-Segment -warten Sie,
ich versuche, es 'rauszunehmen."
Ich drücke den
'Beförderungsknopf' (AKA 'Stop Traffic Generation') am LAN-
Analyser, und fast sofort schreit der User: "Phantastisch. Es
geht alles wieder. Danke."
"Keine Ursache. Schönen
Tag auch."
Der Boss hat alles mitgehört. Also, schätze
ich, wird der Besuch bei ihm nicht allzu schlimm ausfallen. Ich sage
ihm, daß ich sofort 'runter komme, sobald ich das Netz wieder
stabil habe, und lege auf. Auf dem Wegnach unten erfinde ich ein
neues Blendwort - das macht das Management immer glücklich.
'Vollständige Übertragungstrennung'. Klingt viel besser,
als 'Stecker-Ziehen'. Wie 'Master-Reset' besser klingt als
'Ausschalten'.
Ich komme in sein Büro und der Personal-Chef
ist auch da. Ah-oh.
"Simon, hätten Sie Lust unser
System-Manager zu werden?"
"?!!! Äh...ich weiß
nicht. Eigentlich mach' ich lieber..."
"Zehn Tausender
extra im Jahr, Porsche als Firmenwagen..."
"Roter
Carrera Cabrio?"
"Ok."
"Gebongt!"
....und
so endet die Story, wie sie schon früher hätte enden
sollen.